50 Shades of Grey
Oder: „Schatz, gib mir bitte einen Klaps!“
Petra Zwanzig
Schon während ich das erste Buch gelesen habe, hab ich mich gefragt: Finden wir alle unser Sexualleben so langweilig, dass wir diese Lektüre verschlingen wie Süchtige, die nur darauf gewartet haben endlich darüber zu lesen, wie das Sexleben anderer Leute aussieht?
Porno oder nicht?
Bis zum Erscheinen des Filmes gab es zwei Lager unter den Frauen: Die, die sich gern mal einen guten (natürlich anspruchs- und niveauvollen ;-)) Porno angesehen haben und die, die das niemals getan hätten und das ganz abstoßend fanden.
Plötzlich rennen Millionen von Frauen allein oder in Gruppen ins Kino, schauen sich einen Softporno an und stürmen hinterher die Sexshops um sich eine Peitsche und eine Augenbinde zu kaufen, die in den meisten Fällen unbenutzt in der Nachttischschublade ihr tristes Dasein fristen.
Mädels, was ist bloß los mit uns? Sind wir so abgestumpft, dass wir einen Film brauchen, um auf die Idee zu kommen, mal etwas Neues auszuprobieren? Wo war diese jugendliche Neugier, bevor diese Literatur alle gepackt und mitgerissen hat?
Schweigen ist Silber, Reden ist Gold!
Natürlich ist es leichter zu seinem Partner zu sagen: „Du, ich war jetzt auch in diesem Film und fand das ein oder andere eigentlich ganz sexy, wollen wir das nicht mal ausprobieren?“
Es ist aber schade, dass es solch eines Filmes bedarf, damit wir aufwachen und lernen, unsere Wünsche zu kommunizieren und irgendwie auch durchzusetzen. Warum überlegen wir uns nicht öfter, was wir uns in unserer Sexualität wünschen und brauchen, und reden mit unserem Partner oder unserer Partnerin darüber.
Aus meiner langjährigen, beruflichen Erfahrung weiß ich, dass genau hier der Hase im Pfeffer liegt. Die wenigsten Paare sprechen über ihre Sexualität. Oft weiß die beste Freundin besser, was mir im Bett gefällt als mein Partner. Wir haben im Alltag einfach verlernt unsere Wünsche zu äußern. Es fällt uns Frauen auch heute oft noch schwer, offen zu sagen, wenn uns unter der Decke etwas fehlt. Wir sind zu verkopft und machen uns Gedanken darüber, was der Partner von uns hält, wenn wir ihm sagen, dass wir z. B. einen Klaps auf den Hintern genau jetzt ganz sexy fänden oder in diesem Moment an dieser Stelle gestreichelt oder etwas härter angefasst werden möchten. Stattdessen rennen wir ins Kino und träumen von Mr. Right, bzw. Mr. Grey.
Das kriegen wir auch zu Hause hin
Nun ist das Problem, dass wir Frauen von Natur aus ohne Gebrauchsanweisung ausgeliefert werden und noch dazu alle unterschiedlich ticken und gebaut sind. Wie soll Mann da klar kommen und wissen, welche Knöpfe wir gern gedrückt bekommen und von welchen er besser die Finger (oder anderes) lässt? Mann ist hier eher etwas einfacher gestrickt und mag klare Anweisungen. Nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen Männer. Im Gegenteil: Ich habe selber ein Exemplar und liebe es!
Natürlich kann Mann sich schlau lesen oder aus seinem Erfahrungsschatz schöpfen. Aber ich bin ich und ich finde vielleicht etwas ganz anderes toll als seine Exen oder was in einem Ratgeber steht. Wie soll er wissen, was richtig ist?
Schaltet also endlich den Kopf ab, hört in euch und ganz wichtig:
Kommuniziert, was ihr dort hört. Euer Partner hat keine Kristallkugel!
Sex ist ein Spiel, das außerhalb eures Alltages stattfindet. Wenn es dir und deinem Partner Spaß macht, kannst du heute Nacht die Hure sein und morgen früh trotzdem die liebevolle Mutter seiner Kinder, die ihm die Stulle für die Arbeit schmiert.
Fühl mal drüber nach!